Dienstag, 20. November 2012

Lichtblick

Angeregt unterhalten sich die Kinder in ihren Gruppen. Alle haben Ideen und wollen diese mit einbringen. Es wird diskutiert und zugehört, zugestimmt und verworfen. Aufgeregt suchen einige Verkleidungsgegenstände und andere basteln die nötigen Requisiten. Alle beteiligen sich in irgendeiner Form am Geschehen und die Motivation ist gross. 

Dann kommt die erste Gruppe nach vorne und spielt eine Szene in der "Pulperia" (Einkaufslädelchen). Der  Junge der den Verkäufer spielt, interpretiert seine Rolle grandios und mimt den "Abzocker", in dem er  viel zu hohe Preise angibt. Die nichts ahnenden Kunden verrichten ihre Einkäufe ohne die Preise zu hinterfragen, bis ein kleines aufgewecktes Mädchen aufschreit und den "Skandal" aufdeckt! Danach rechnet sie alle Einkäufe zusammen und zeigt anhand des "promedios" (Mittelwert) auf, wie viel die Kunden im Schnitt zu viel bezahlt haben. Der Verkäufer wird mit Schind und Schande zum Teufel geschickt! 

Bei der zweiten Gruppe lernen wir einen Familienvater kennen, der uns seine 15! Kinder vorstellt,  wobei jedes Kind mit seinem Alter angeschrieben ist. Der Vater hat leider vergessen in welcher Reihenfolge die Kinder zur Welt gekommen sind und bittet die Zuschauer um Hilfe. Denn sein mittleres Kind ist als einziges von einer anderen Frau. Die Kinder werden nach Alter aufgestellt und dies macht den Vater unheimlich glücklich, denn jetzt weiss er wieder, welches das mittlere Kind (mediana) war. 

Im dritten Stück möchte eine verzweifelte Mutter Schuluniformen für ihre 10 Kinder kaufen. Sie kann allerdings nur eine Grösse beziehen und muss deshalb wissen, welche Grösse am meisten vorkommt um die richtige Entscheidung zu treffen. Die jüngste Tochter, die in der Schule gerade Statistik lernt eilt zur Hilfe. Sie lässt ihre Geschwister nach Uniformgrösse einstehen und kann somit der Mutter aufzeigen, welche Grösse am meisten vorkommt (moda). 

Gerade habe ich die beste Mathematikstunden (zum Thema Statistik) in Nicaragua gesehen und bin der Lehrerin unheimlich dankbar für diesen Lichtblick. Nicht alle Lehrpersonen lassen sich auf solche "Experimente" ein und bleiben lieber beim altbewährten "siéntense, cállese y copie!" (hinsetzen, schweigen und abschreiben). Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein grosser Schritt es für die hiesigen Lehrpersonen ist, sich auf unbekannte Wege zu begeben.  Es sind diese Erlebnisse, die mich in meiner Arbeit hier motivieren und auch bestätigen.