Mittwoch, 25. Juli 2012

Corn Islands

Ein paar Tage durfte ich im Paradies verbringen. Ein paar Tage ohne Verkehr, relaxen, tauchen, lesen, essen, nette Leute treffen. Ein paar Tage fern der Realität. Ein Privileg, dessen ich mir sehr wohl bewusst bin. 
Die Corn Islands bestehen aus zwei Inseln, die ca. 70km vom Festland entfernt liegen, einer grösseren - Big Corn Island (10 qkm) - und einer kleineren - Little Corn Island (2.9 qkm). Ich habe meine Ferien auf Little Corn Island verbracht. 
So wird man am Dock von Little Corn Island empfangen
Die Corn Islands wurden von 1655 bis 1894 von den Briten kolonialisiert weshalb die Mehrheit der Inselbewohner auch Englisch (Kreolisch) sprechen. Zudem wurden die Inseln oft von Piraten heimgesucht und man munkelt noch Heute, dass irgendwo ein Schatz versteckt sein soll. 1894 beanspruchte Nicaragua das Gebiet, bis es 1914 für 99 Jahre an die USA vermietet wurde. Die USA waren aber nie wirklich präsent auf den Inseln und so wurde der Vertrag 1971 vorzeitig gekündigt. 
Little Corn Island vom Leuchtturm aus
Ich geniesse die Aussicht
Auf den zwei Inseln leben ca. 7400 Personen wobei nur 1200 davon die Little Corn Island bewohnen. Zur Hochsaison steigt diese Zahl gerne mal auf 3000 an - dank den Touristen. Und nur wenige davon leben dort schon länger als 20 Jahre. Ich habe mich ein bisschen durchgefragt und von Rosa (sie führt das beste Restaurant auf der Insel - meine persönliche Meinung) erfahren, dass zur Zeit wahrscheinlich gerade mal 10 Personen auf der Insel leben, die schon während der Revolution hier waren. Und dies war ein gutes Stichwort. Wie war das Leben den während des Kriegs auf Little Corn Island? Rosa erzählte mir, dass die Inseln dazumal kaum bewohnt waren und auf Little Corn gerade mal 20 Hütten standen. Zudem gab es kaum Jugendliche, weil diese schon früher ihr Glück auf dem Festland suchten. Die Inseln waren deshalb für die Kriegsbeteiligten uninteressant und blieben unbehelligt. Einzig die Nahrungsknappheit bekamen die Bewohner auch zu spüren, da viele Dinge vom Festland importiert werden. Doch dank der Fischerei, den Kokosnüssen und den vorbeiziehenden Schiffen aus Kolumbien, mit welchen man Langosten für andere Nahrungsmittel tauschte, konnte man auch auf den Inseln gut überleben. 
Palmen und Meer - was will man mehr 
Die Strände sind relativ wild 
Muscheln gibt es en masse 
Durchblick
Cool Spot - hier habe ich gewohnt
Der Strand vor Cool Spot
Das Paradies
Die Insel blieb bisher auch von politischen Einflüssen weitestgehend verschont und auch Kriminalität ist ein Fremdwort. Es gibt auf Little Corn nicht einmal einen Polizisten... Alle kennen sich und leben neben- und miteinander. 

Auf meine Frage hin, was Rosa den vom steigenden Tourismus hält, antwortete sie mit einem Lächeln: "Wir mögen die Touristen und wir brauchen sie. Aber ich hoffe, dass nicht noch mehr Hotels gebaut werden und uns unsere Insel erhalten bleibt. Nicht alle Touristen sind so freundlich und sympathisch wie die Schweizer" :-) 

Ja, ich werde sie vermissen. Jeden Morgen habe ich mein Frühstück bei Rosas eingenommen und mich von ihrer Gemütlichkeit anstecken lassen. Sie serviert das Essen mit einer relaxten Eleganz, dass die Zeit, in der man aufs Essen warten muss, vollkommen vergessen geht. 
Rosas Comedor
Ich habe die zehn Tage genutzt mein Tauchbrevet zu machen und kann es nur jedem empfehlen, der sich noch nicht unters Wasser getraut hat. Es wartet eine fantastische Welt da unten, von der ich nicht genug kriegen kann. Wunderschöne Farben, tausende Fische, Haie, Schildkröten, Rochen, Delfine und vieles mehr. Und schon alleine die Tatsache, dass man unter Wasser atmen kann, ist doch schon einen Tauchgang wert.
Ich fühle mich wohl unter Wasser!
Sting Ray
selten sieht man sie schwimmen, oft liegen sie im Sand
Nurse Shark 
Nemos Freund

Donnerstag, 5. Juli 2012

Aus der Unterrichtspraxis

An dieser Stelle möchte ich über ein Beispiel aus der Unterrichtspraxis berichten, welches mir viel Freude bereitet hat. 

In einer 4. Klasse der Primarschule in Lechecuagos wurde das Thema der Längenmasse (m, dm, cm, mm) behandelt. Zur Einführung mussten die Kinder eine Liste zur Umrechnung der Längenmasse abschreiben. 1m = 100cm, 1cm = 10mm usw. In der nächsten Stunden mussten die Kinder nun die Masseinheiten umrechnen. Dass heisst, sie schrieben Aufgaben von der Tafel ab und sollten mit Hilfe der Liste versuchen diese zu lösen. Ich versuchte bei meinem Besuch den Kindern dabei zu helfen, musste aber schnell feststellen, dass sie keine Vorstellung davon hatten, was den ein Meter oder ein Zentimeter sein soll. Bisher hatten sie die Masse ja auch noch nicht zu Gesicht bekommen. Auf die Frage wie hoch den zBs. der Tisch sei, antworteten mir einige 23 Meter oder 10 Millimeter. 

Nach der Stunde besprach ich meine Beobachtungen mit der Lehrerin und wir suchten gemeinsam nach einer Strategie um den Kindern zu helfen. Am Ende bastelten wir einen Meter aus Papier auf welchem alle Masseinheiten beschriftet waren. Die Kinder sollten nun in der nächsten Stunden in kleinen Gruppen auch solch einen Meterstreifen herstellen. 

Das Basteln lief etwas schleppend, doch sobald die ersten Gruppen fertig waren änderte sich dies schlagartig. Die Kinder sollten nun ihre Körpergrösse messen und diese in Meter, Zentimeter und Millimeter aufschreiben. Was jetzt passierte zaubert mir immer noch ein Lächeln aufs Gesicht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich eine Euphorie. Die Kinder waren kaum noch zu halten und wollten alles und jeden messen. Von der Wandtafel, über die Türen, das Schulhaustor, die Rutsche, die Direktorin (!) oder den Pausenplatz wurde alles vermessen. Am meisten berührte mich allerdings, wie die Lehrerin strahlte und selber Freude an der Begeisterung der Kinder empfand. Es erstaunt mich selber immer wieder, wie man mit ganz einfachen Dingen, die sonst fast schon lethargisch auf ihren Stühlen sitzenden Kinder, animieren kann. 

Bei der Auswertung am Ende der Stunde hatten alle Kinder eine Vorstellung davon, wie gross ein Meter tatsächlich ist und einige bekundeten auch mit dem Umrechnen keine Mühe mehr. In der nächsten Lektion wird die Lehrerin die  Praxis wieder mit der Theorie verknüpfen und ich hoffe, dass bei den Kindern etwas hängen geblieben ist. 

Es sind diese Erlebnisse, die meinen Aufenthalt hier in Nicaragua verzaubern. Zudem lerne ich hier, aus den einfachsten Dingen Unterrichtsmaterialien zu erstellen, welche mir in der Schweiz nie in den Sinn gekommen wären. Aus Karton, Flaschendeckel oder Holzstäbchen lässt sich eigentlich alles machen, was man für einen guten Unterricht braucht.  

Dienstag, 3. Juli 2012

Cerro Negro zum zweiten

Gute drei Monate nachdem ich das erste mal auf dem Cerro Negro war, kehrte ich zum "schwarzen Hügel" zurück. Julia und Georg haben mich hier auf ihrer Reise durch Nicaragua besucht und so haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht. Am Morgen zeigte ich meinen Gästen zuerst meinen Arbeitsplatz in Lechecuagos und dann fuhren wir noch schnell zum Cerro Negro. Anscheinend zu schnell, denn als wir da ankamen sah mein Auto so aus:
hier kaum ersichtlich...
hier schon...
Ich konnte mich gar nicht ärgern, denn ich war einfach nur froh, dass es dort beim Parkeingang zum Naturschutzgebiet passiert ist und nicht irgendwo unterwegs in der Pampa. Und als uns dann der freundliche Parkwächter auch noch seine Hilfe anbot, konnte ich mein Glück im Unglück kaum fassen. Er bot uns an, uns mit seinem Motorrad noch den Rest bis zum Vulkan zu fahren und während wir auf dem Vulkan sind, den Reifen zu wechseln. So konnten wir viel Zeit und Mühe sparen und uns doch noch fröhlich der Vulkanbesteigung widmen (dass eine Reifenreparation in León kein Problem ist und gerade mal 1.50$ kostet rundete das ganze noch ab).
 Beim Aufstieg
Vorbei an Schwefelschwaden
Und die Landschaft hat sich in den letzten 3 Monaten extrem verändert. Es ist wunderschön, ich war einfach nur überwältigt. Durch den Regen im letzten Monat ist alles grün rund um den schwarzen Cerro Negro und dieser Kontrast bildet ein atemberaubendes Panorama. Es lohnt sich die Dinge hier zu verschiedenen Jahreszeiten anzuschauen. 
Beim Aufstieg
Der Blick über die Baby-Krater des Cerro Negros
Überreste der auslaufenden Lava 
Der Krater im Krater und Hintergrund
Der Ausblick auf die Vulkankette

Sonntag, 1. Juli 2012

Día de los maestros

In Nicaragua gibt es praktisch für alles einen Feiertag. Muttertag, Vatertag, Kindertag, Frauentag, Tag der Journalisten, Tag der Erde, Tag der Arbeit, Tag ohne Tabak, Tag der Schüler, Tag der Jugend und noch einige mehr. So gibt es natürlich auch den Tag der Lehrer welcher dieses Jahr am 29. Juni stattfand. Am 28. Juni finden deshalb in den Schulen Feierlichkeiten zu Ehren der Lehrerinnen und Lehrer statt. Die Schülerinnen und Schüler feiern ihre Lehrer mit Tänzen und Gesängen und haben zum Teil auch Geld gesammelt, damit sie einen Kuchen kaufen konnten. Alle danken den Lehrpersonen für ihren Einsatz und ihre Arbeit. So auch Fe y Alegría an ihren Schulen. 

Fe y Alegría hat alle seine Angestellten und Lehrpersonen (ca. 500 Personen) zu einem Fest am Strand bei Managua eingeladen. Alle Personen wurden aus ihrer Region mit Bussen nach Masachapa chauffiert, wo in einem Hotel-Ressort dann die ganz grosse Feier statt fand. Mit Vorführungen jeder einzelnen Schule, Tänzen, Karaoke, Badespass und Essen gehört dieser Tag ganz den Lehrerinnen und Lehrern. Dass dabei einige zum ersten Mal aus ihrer Gemeinde rauskommen, oder gar das erste Mal das Meer zu sehen bekommen macht die Sache noch spezieller. 
Tanzvorführungen
Partyschmuck
Tanzen, tanzen, tanzen
Showeinlagen
Badespass - Nicastyle (immer mit Kleidern 
Essensausgabe - auch ich hatte meinen Job
Für mich war vor allem auch speziell, die Menschen ausserhalb des Klassenzimmers kennen zu lernen, mit ihnen zu tanzen, Fussball zu spielen oder einfach nur beisammen zu sein. Man konnte die Freude und Zufriedenheit förmlich spüren und sie war ansteckend. Gibt es Unterschiede zu einem Schweizer Fest? Oh JA! Alle - wirklich alle - tanzen, vom 2-jährigen Baby, dass gerade mal stehen kann bis zum 80-jährigen Direktor. Und tanzen heisst hier natürlich nicht nur die Arme zu schwingen - Salsa, Bachata, Regeatone usw. (ok, ich habe die Arme geschwungen).

Um die Gegend Msachapa / Pochomil auch noch etwas kennen zu lernen, habe ich mich dazu entschlossen die Nacht auch noch dort zu verbringen. Masachapa ist ein kleines Fischerdorf und 90% der Einwohner leben vom Fischfang. 
Fischer bereit auszufahren 
warten auf den Fang
Aus dem Wasser direkt auf den Markt am Strand
Entschuppen
Enthäupten
Die Geier warten auf ihren Anteil 
Der Leuchtturm von Masachapa 
Der Hafen von Masachapa mit all seinen Fischerbooten
Swimmingpool
Auch bewölkt schön 
Dämmerung - 
und Nacht