Samstag, 25. Februar 2012

Zweiter Besuch im IBRA (Instituto Básico Rural Agropecuario)

Diese Woche besuchte ich zum zweiten Mal das Internat in las Mariítas. Wir erinnern uns an den beschwerlichen Weg, durch 3 Bäche und einen Fluss, den man zurücklegen muss um dahin zu kommen. Dieses Mal durfte ich sogar im Internat schlafen – ein Abenteuer.
Die Schule
Die Landschaft
Einziger Ort mit etwas Handyempfang
Am ersten Tag fand eine Konferenz zum Thema Identität und Spiritualität statt. Fe y Alegria (FyA) führt diesen Tag in jeder Schule durch. Es ist wichtig, dass sich die Lehrer mit FyA identifizieren können und wissen woher die Organisation kommt, damit sie sich für die Prinzipien und Werte von FyA auch einsetzen.
Die Lehrer schauen sehen sich einen Film über die
Geschichte von FyA an
Da ich dieses Mal auch über Nacht blieb, hatte ich am Abend genügend Zeit mich ein bisschen mit den Kindern des Internats zu beschäftigen. Für 9 Kinder ist die Heimreise zu weit und zu beschwerlich, weshalb sie unter der Woche in der Schule bleiben. Für die Kinder gibt es in der Freizeit nicht viel zu tun, weshalb man praktisch alle und noch ein paar aus dem Dorf, auf dem Sportplatz antrifft. So habe ich mich zu ihnen gesellt und ehe ich mich versah spielte ich beim Fussball mit. Bei gut 35°C und in Alltagskleidung gaben die Mädchen und Knaben alles und trotzdem stand die Fairness immer im Vordergrund.

Da ich nicht damit gerechnet hatte hier Sport zu treiben, schwitze ich meine einzige Jeans voll, welche ich noch den ganzen nächsten Tag tragen musste. Doch es hat sich gelohnt. Ich konnte mich durch den Sport den Kindern annähern und bald haben sie ihren Respekt abgelegt, was dazu führte, dass ich auch ein paar Gespräche führen konnte.   

Matheaufgaben
Am Abend müssen die Schüler noch ihre Hausaufgaben erledigen und da lernte ich Cristina (11) kennen, die grübelnd mit ihren Matheaufgaben beschäftigt war. Sie musste eine Tabelle erstellen in der sie die Körpergrössen ihrer Familie festhalten sollte (Statistik). Sie hatte die Aufgabe und ein Beispiel dazu schön säuberlich in ihr Heft abgeschrieben. Doch sie hatte keine Ahnung, was sie mit den Zahlen im Beispiel und auch mit der Aufgabe anfangen sollte. Durch spezifisches Fragen näherten wir uns gemeinsam der Aufgabe an und am Ende wusste sie wie man eine Tabelle erstellt und wie man sie liest. Auf die Frage hin für was das denn jetzt gut sei, meinte sie ich müsse den Lehrer fragen J. Ich fragte sie auch noch wozu und warum sie das ganze mache. Ihre Antwort – weil es der Lehrer will. Cristina hatte, obwohl sie jetzt wusste wie man eine Tabelle erstellt, keine Vorstellung davon wozu das ganze gut sei. Die SchülerInnen haben hier nie gelernt zu hinterfragen oder zu analysieren.

Da Cristina während des Lernens die ganze Zeit Musik hörte, sprach ich sie darauf an und sofort war sie hellwach und zeigte mir voller Stolz ihre Handymusik. Sie wirkte wie ausgewechselt und voller Enthusiasmus. Da fragte ich sie was denn ihre Mitschüler so für Musik hörten und sie meinte das sei ganz unterschiedlich. Ich meinte es interessiere mich sehr was die anderen hören und schicke sie los mal herum zu fragen, wer denn welchen Musikstil höre. Ich sagte ihr sie solle sich Notizen machen, damit sie es mir später zeigen kann.

Voller Begeisterung zog sie los und kam ein paar Minuten später mit ihren Notizen (und drei weiteren Mädchen) zurück. Nun forderte ich sie auf, ihre Notizen auch in einer Tabelle darzustellen. Und siehe da, sie hatte keine Probleme das ganze umzusetzen. Ich Fragte sie dann ob sie sich vorstellen könne warum ich lieber eine Tabelle wollte als ihre Notizen und sie antwortete mir:“Claro, asi se ve mejor“, „klar, so sieht man es besser“. Lektion gelernt.

Die Nacht
In den vergangenen Wochen konnte ich bereits die Erfahrung machen wie es ist, seine Geschäfte auf einem Plumsklo zu machen oder sich ohne fliessend Wasser zu duschen. Dass man dabei Gesellschaft von dem einen oder anderen Ungeziefer hat, daran habe ich mich auch schon gewöhnt. Auch in einem Bett zu schlafen, das steinhart und 50cm zu kurz ist, stellt eigentlich kein Problem dar. Aber wenn es um dich herum nur kriecht und fleucht, es die ganze Nacht um deine Ohren herum surrt und brummt und man das Gefühl hat, dass keine der Körperöffnung vor einer Invasion von Insekten sicher ist, dann wird es schwierig. Ich habe also praktisch kein Auge zu getan und freute mich unendlich als es um 05:30 endlich hell wurde und ich aufstehen konnte.

Erster Unterrichtsbesuch
Nach dem Frühstück (Reis und Bohnen), durfte ich mich vor der gesamten Schule vorstellen und zuerst die nicaraguanische Nationalhymne und dann noch die Hymne von Fe y Alegría mitsingen.
Die Schülerinnen und Schüler sammeln sich auf dem
Pausenhof
Danach konnte ich zum ersten Mal in eine Mathestunde sitzen. Dabei traf ich auch wieder auf Cristina, die voller Stolz dem Lehrer ihre Hausaufgaben zeigte. Rider, so heisst der Lehrer, nimmt schon seit einiger Zeit an Weiterbildungen von Fe y Alegria teil und das merkte man auch. Mal abgesehen davon dass die Kinder zwei Stunden ohne Pause bei 31°C in ihren Bänken feststecken, war die Stunde wirklich interessant und aufschlussreich. Aber natürlich liegt noch viel Arbeit vor uns.
Cristina in der Mathestunde der 7. Klasse - 3. von rechts
Die Jungs der 10. Klasse 
Die Mädchen der 10. Klasse 
Der Mathelehrer - Rider

Highlight der Woche: FC Basel - Bayern München  1:0
Unglaublich aber war, der FCBasel schlägt den FC Bayern München im Champions League 1/8-Final mit 1:0. Und noch unglaublicher –ich konnte es in León live mitverfolgen. Nicht am Radio oder im Internet, nein, am TV! Da habe ich kurzerhand den TV vor die Hängematte gestellt und so mit dem FCB mitgefiebert. Dank Internet konnte ich gleichzeitig auch noch mit meinen Freunden kommunizieren! Wundervoll! Ich freue mich jetzt schon auf das Rückspiel!!
Vor dem Match - im FCB-Fieber
Nur im Stadion ist es besser




Samstag, 18. Februar 2012

aus dem Alltag

Schulanfang
Seit dieser Woche prägen wieder die Schuluniformen das Bild der Strassen in Nicaragua. Nach wie vor herrscht Uniformpflicht in den Schulen aber Natürlich sieht man hie und da mal einen kleinen Rebellen, der sich mit farbigen Accessoires und einem coolen Gürtel schmückt, aber alles in allem bilden die tausenden Schüler ein einheitliches Bild. Leider kam ich noch nicht dazu ein Bild davon zu machen.

Doch längst nicht alle Kinder können zur Schule gehen. Die Gründe dafür sind schnell zusammengefasst – die Armut. Die Schule ist eigentlich gratis doch der Schein trügt. Die Schuluniform, das Schreibmaterial und die Transportkosten - um nur einige Faktoren zu nennen – hindern viele Eltern daran ihre Kinder zur Schule zu schicken. Dazu kommt, dass viele Kinder ihren Beitrag zum Haushaltseinkommen leisten müssen. So musste ich erfahren, dass auch in Somotillo einige der Schülerinnen und Schüler zur Prostitution gezwungen werden oder Drogengeschäfte abwickeln müssen.  In einem Klassenzimmer zu sitzen und sich dessen bewusst zu sein ohne etwas unternehmen zu können, stell ich mir unerträglich vor. 

Doch in einigen ländlichen Gebieten kann man, zumindest in den Primarschulen, beobachten dass die Kinder die Schule sehr regelmässig besuchen. Doch weder der Wohlstand noch die Wissbegierde der Schülerinnen und Schüler sind dafür verantwortlich, sondern der Hunger. In allen Schulen wird vom Staat das Mittagessen gestellt (Reis und Bohnen), was die hungrigen Kinder in die Schule lockt. Doch besser sie kommen wegen dem Essen in die Schule als gar nicht, so kann man ihnen wenigstens ein bisschen Basisbildung mitgeben. Da sie auch noch zu klein sind um Zuhause zu arbeiten, ist die Quote der Primarschulabsolventen sehr hoch. Doch bereits in der Sekundarschule sieht das Bild wieder anders aus.

Internet
Seit gut 4 Wochen versuche ich für Zuhause einen Internetanschluss zu bekommen. Man sagte mir, dass es in León mit „Claro“ nur einen Internetanbieter gibt (welches auch gleich der grösste Handy- und Kabelfernsehanbieter ist).

Als erstes musste ich die Hausbesitzerin Luz Perez mobilisieren, da alles auf ihren Namen läuft. Der erste Besuch bei Claro verlief dann auch vielversprechend. Innerhalb von einer Stunde waren alle Verträge unterschrieben und es hiess, dass ich innerhalb von einer Woche online sein werde. Denkste. Nachdem 10 Tage lang gar nichts passierte, bin ich mal vorbei gegangen um nachzufragen. Nach einer Wartezeit von gut einer Stunde stellte man dann fest, dass mein Quartier nicht in ihrem Anschlussgebiet liegt (was man ja vor 10 Tage unmöglich wissen konnte). Also stornierten wir alle Verträge – dazu musste natürlich auch wieder Luz hinzugezogen werden – und machten einen neuen Vertrag für Internet übers Kabelfernsehen (etwas teurer), was garantiert in einer Woche laufen sollte. 3 Tage später erhalte ich einen Anruf von Luz, Claro hätte sich gemeldet. Es täte ihnen Leid, aber mein Quartier liegt auch nicht in ihrem TV-Gebiet.

Zum Glück wurde ich im Vorfeld genügend auf solche Situationen vorbereitet und blieb deshalb ruhig und suchte nach einer Lösung. Durch Rumfragen erfuhr ich dann, dass es noch einen zweiten neuen Internetanbieter in León gäbe. Also versuchte ich mein Glück da. Zunächst lief alles super, Luz brauchte auch nicht zu erscheinen und die Installateure kamen bereits am folgenden Tag um alle Kabel zu ziehen. Echt erstaunlich. Jetzt musste nur noch der Angestellte mit dem Modem vorbei kommen, der alles konfigurieren sollte. Es hiess er käme am nächsten Morgen, also organisierten wir uns so, dass jemand zu Hause sein konnte. Er kam auch um 7 – nur Abends... und weil die Geschäftstelle schon geschlossen war musste er uns auf den nächsten Tag vertrösten. Seitdem sind 3 Tage vergangen und langsam neigt sich auch meine Geduld dem Ende zu. Aber wie sagt man hier so schön – con Suave (take ist easy).

Öffentlicher Verkehr
In León hat man mehrer Möglichkeiten sich von A nach B zu bewegen. Die einfachste aber auch teuerste Variante (teuer ist hier allerdings relativ) sind die Taxis. Bewegt man sich innerhalb der Stadt so bezahlt man für jede Strecke 20 Cordobas (ca. 80Rp.). Dann gibt’s die Linea – die alten amerikanischen Schulbusse – und den Microbus – umgebaute Transporter – die dich für nur 3 Cordobas (ca. 10Rp.) mitnehmen. 
Hier habe ich auch noch keinen eigenen Schnappschuss

Sich in den Bussen fortzubewegen ist jedes Mal ein Abenteuer und zu Begin habe ich mich gesträubt überhaupt einzusteigen. Wenn die Busse voll sind, dann sind sie so voll, wie die Trams nach einem FCB-Match im Joggeli. Und da es nur einen Ausgang gibt, muss man sich schon früh daran machen, sich den Weg frei zu kämpfen. Die Nicaraguaner stören sich auch überhaupt nicht an dem engen Körperkontakt und so kann es gut sein, dass man auch mal als Haltestange missbraucht wird. Aber irgendwie wird man mit der Zeit ein Teil des Systems und es stört mich gar nicht mehr, wenn ich den Schweiss von 10 verschiedenen Personen abbekomme.

Körperkontakt
Die Nicaraguaner lieben den Körperkontakt. Wird man jemandem neu vorgestellt, gibt es immer ein Küsschen zur Begrüssung. In einem Gespräch wird man die ganze Zeit betatscht und dabei gibt es keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Zu Beginn war es schon komisch während einer Konversation immer am Arm gestreichelt zu werden oder Umarmungen aus dem Nichts über sich ergehen zu lassen. Es war mir wirklich unangenehm da wir in der Schweiz jedem Körperkontakt mit Fremden aus dem Weg gehen und wir uns immer schön in unsere Komfortzone bewegen.

Ich bin zwar noch nicht so weit selber alle Leute zu betatschen, aber unterdessen habe ich mich daran gewöhnt und fühle mich eigentlich ganz wohl dabei.

Ein Stück Heimat
Kulinarisch gibt es eigentlich nicht viel was ich aus der Schweiz vermisse. Einerseits weil man vieles auch hier findet und andererseits weil ich einfach sehr anpassungsfähig bin. Doch eine Sache die fehlte mir hier schon nach wenigen Tagen - das Brot. Brot isst man in der Schweiz ja eigentlich täglich und dann am Wochenende noch einen Zopf mmmhh. Doch Probleme sind da um sie anzupacken! Also machte ich mich daran herauszufinden, wie ich hier selber Brot backen kann. Zu wissen wie man backt ist das eine - die Zutaten zu finde das andere. Und hier Hefe zu bekommen war gar nicht so einfach. Zunächst wurde ich nicht fündig aber zum Glück hatte Doris noch einen Reservevorrat aus der Schweiz, den ich gebrauchen konnte. So machte ich mich jeweils an den Wochenenden daran meine "Brotkünste" zu perfektionieren. Und durch rumfragen habe ich schlussendlich auch eine Bäckerei gefunden, die tatsächlich auch "Levadura" (Hefe) verkauft. Unterdessen backe ich Vollkornbrot und Zopf, was natürlich auch auf Interesse bei anderen Voluntarios stösst. Deshalb plane ich jetzt einen "Brotbackkurs" durch zu führen. Der Plan sieht auch vor, dass wir dann einmal im Holzofen einer Pizzeria, dessen Besitzer wir kennen, unser Brot backen können. 
Das perfekte Z'Morge - der selber gemachte Zopf
und dazu noch Kaffee aus meiner Basel-Tasse.

Samstag, 11. Februar 2012

Erste Arbeitswoche

Meine erste Woche stand unter dem Aspekt „Informationen sammeln und Kennenlernen“. Ich durfte Mario, den Koordinator von Fe y Alegría, auf seiner Tour (Auswertung der 4-jährigen Evaluation) begleiten. So stand jeden Tag eine andere Schule auf dem Programm, was natürlich auch mit längeren Reisen verbunden war.
Mario bei der Arbeit
1.Tag
Am Montag ging es nach Lechecuagos. Ein kleiner Ort oder eher Gegend, denn mehrere Häuser nebeneinander gibt es hier nicht. Das Zentrum besteht aus einer Kirche und dem Schulgelände, die Menschen leben alle von der Landwirtschaft und die Bauernhöfen liegen weit auseinander. 
Aussicht von der Schule in Lechecuagos

Der Sportplatz
Ich habe mich mit Mario am Ortsanfang verabredet. Ein guter Treffpunkt, wenn man weiss was damit gemeint ist... so stand ich völlig verloren irgendwo in der Pampa ohne Handynetz und wartete erst einmal eine halbe Stunde. Zum Glück war ich mit dem Auto unterwegs und so habe ich es mit einer Stunde Verspätung und nach mehrmaligem Nachfragen, doch noch zur Schule geschafft. Völlig gestresst und mit Gewissensbissen hetzte ich zum Schulzentrum um dann dort festzustellen, dass die Sitzung noch gar nicht angefangen hatte. Ich musste mich dann sogar noch eine halbe Stunde gedulden bevor es los ging – Nicatime!

Die Lehrer haben mich herzlich begrüsst und dann kam ich in den Genuss einer 4-stündigen nicaraguanischen Sitzung. Puuhh! 4 Stunden (mit einer 10 Minütigen Pause), bei 36°C Hitze in einem kleinen Raum, staubiger Luft, harten Holzstühlen, klingelnden Handys, hitzigen Diskussionen und alles auf Spanisch!! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie fertig ich danach war. Ich bewundere die Nicas für ihre Ausdauer!

Natürlich sind die Schwerpunkte einer Sitzung hier in Nicaragua anders als in der Schweiz. Wo bei uns Effizienz und Resultate im Vordergrund stehen, sind es hier der zwischenmenschliche Austausch, die christlichen Werte und die zu vermittelnden Normen. Und die Nicas reden gerne. Sie sind wahnsinnig gute Rhetoriker und benutzen wunderschöne Metaphern (die ich wahrscheinlich gar nicht alle verstanden habe), die aber leider auch zur Verdoppelung der Sitzungszeit beitragen.

Noch am selben Tag fuhren wir mit dem Bus (Chickenbus, wenn er voll ist fährt er los) nach Somotillo. Nach dem anstrengenden Morgen, folgte die strapaziöse Reise – Hitze, zusammengepfercht im Bus (für die Nicas mag das ja noch gehen aber wenn man fast doppelt so lange Beine hat...), nassgeschwitzt und die holprige Fahrt gaben mir den Rest. In Somotillo wollte ich nur noch schlafen und hatte auch auf diesem Bett (siehe Bild) keine Mühe damit.
Matratze 2cm - Lattenrost naja
2. Tag
Am zweiten Tag besuchten wir die Schule San Ignacio in Somotillo, die ich ja schon mit Andreas einmal besucht hatte. Die Sitzung verlief wieder ähnlich wie in Lechecuagos und am Nachmittag war ich froh, dass ich frei hatte. Wenn ich in Somotillo bin, dann kann ich hier in einem Haus übernachten, welches von einer Ordensschwester (Raquel) geführt wird. Es ist alles sehr einfach und rustikal, aber trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl.
Outdoorbad und WC in Somotillo - duschen unter dem
Sternenhimmel
Die Sitzung in Somotillo


3. Tag
Am dritten Tag ging es dann endlich nach Las Mariítas in die Schule IBRA. Ich hatte schon viel über die Schule gehört und war sehr gespannt. Um zur Schule zu gelangen muss man 2 Bäche und einen Fluss passieren und da kommt es zur Regenzeit schon mal vor, dass man weder rein noch raus kommt. Auf dem Weg sehen die Häuser gar nicht so ärmlich aus wie ich das erwartet hätte. Ich lies mir dann erklären, dass 1998 der Hurrican Mitch die Gegend hier 3 Wochen lang mit Regen zuschüttete und alles weggespült hat. Die Häuser sind das Produkt der Wiederaufbauhilfe.

Nach einer 40-minütigen Fahrt, die nur mit einem 4x4-Gefährt zu bewältigen ist, kamen wir dann im Schulzentrum an. Wenn Lechecuagos in der Pampa war, dann ist dass hier das Ende der Welt. Das Hauptfortbewegungsmittel ist das Pferd und praktisch jeder trägt eine Machete mit sich rum (was auch ein bisschen bedrohlich wirkt). Die Schule ist ein Internat mit Schwerpunkt in der Landwirtschaft. Aber auch hier sind die Menschen alle sehr freundlich und herzlich und ich habe mich richtig wohl gefühlt. Das Problem war leider nur, dass die Schule im Moment extreme organisatorische Probleme hat und die Sitzung eine Art Krisensitzung darstelle. Das heisst, die Sitzung dauerte von 08:30 – 17:30!! Irgendwann nach dem Mittag habe ich mich da ausgeklinkt und mit dem Fahrer im Auto ein Nickerchen gemacht.
Der "Pausenhof" in der IBRA und das "Siesta-Auto" im
Hintergrund

Man merkt, dass man auf einer Landwirtschafst-Schule ist

Das Klo

Die Bibliotheke

Die Haupt- und einzige Strasse in las Mariítas

Die Wasserquelle - der Brunnen war allerdings zu diesem
Zeitpunkt defekt und die Schule musste Wasser bei den
Nachbarn besorgen...

Der Dorfkiosk

Der Sportplatz der IBRA
Da auch noch Danéa, meine Chefin von Fe y Alegría, aus Managua angereist war um an der Sitzung teilzunehmen, liessen wir uns von Las Mariítas direkt nach León chauffieren. Zurück in León, kaufte ich mir als erstes einen grossen Hamburger! Nach 3 Tagen mit Reis und Bohne, Reis und Bohnen und nochmal Reis und Bohnen, brauchte ich mal wieder was Richtiges zwischen den Zähnen.

4. Tag
Am vierten Tag fuhren wir mit meinem Auto nach Chinandega (die viertgrösste Stadt) zur Primarschule Nazareth. Dies ist wirklich eine nette Schule mit sehr freundlichen Lehrern. Allerdings haben sie hier ein grosses Problem mit den Leistungen in der Mathematik, was sie zu einer Schwerpunktschule für mich macht. Die Sitzung war die angenehmste von allen, weil sie im klimatisierten PC-Raum stattfand.
Nationalsymbole in der Schule - alles ist immer mit viel
Farbe geschmückt
5. Tag
Am 5. Tag gings noch einmal nach Lechecuagos in die Primarschule Maria Eugenia. Dieses Mal habe ich alles auf anhieb gefunden. Die Mathematikresultate sind in dieser Schule hervorragend und demnach war auch die Stimmung gut und der Morgen ging schnell vorbei.

Ich freue mich jetzt auf die Unterrichtsbesuche und die bevorstehende Arbeit. Ich habe gesehen, mit welcher Leidenschaft und Einsatz die Lehrer der Schulen von Fe y Alegría arbeiten und immer die Verbesserung der Lebensqualität ihrer Schülerinnen und Schüler im Fokus haben. Gibt es einen besseren Grund?

Nica-Basket


Letzte Woche konnte ich hier zum ersten Mal Basketball spielen. Das Niveau ist zwar nicht so hoch, aber es reicht um die Freude am Spiel auszuleben. In einer alten aber grossen Halle mit einem Parkettboden, der so viele Risse und Löcher hat das man immer froh sein kann wenn man sich nicht verletzt, treffen sich hier die Basketballer zu einer Art Liga. Eine alte Frau sitzt am Eingang, verkauft Getränke und kommentiert jeden Spielzug von ihrem Hocker aus. Jeder darf mitspielen, man muss allerdings 10 C$ (0.40 SFR) pro Spieltag für die Hallenmiete bezahlen.
so sieht der Boden gar nicht so schlecht aus -
im Hintergrund sieht man die alte Frau 
Die Teams sind eigentlich fest aber weil die Fluktuation so hoch ist, wird man immer wieder neu eingeteilt. Die Teams haben Namen wie Maveriks, Boy Kings, Veteranos, Huracanos, Cavaliers oder Magics. Ich durfte bei den Caveliers mitspielen, hab versucht mich zurück zu nehmen, doch eine leichte Dominanz war nicht zu verhindern. Vor dem Spiel war mir ein bisschen mulmig zu mute, da ich der einzige Chele (Weisser) in der Halle war und die Nicas nicht gerade wie Muttis Lieblings-Schwiegersöhne aussahen. Doch sobald das Spiel los ging zählte keine Hautfarbe oder Nationalität mehr und ich fühlte mich voll integriert und akzeptiert. Bisher war mir nicht bewusst wie sehr ich das Basketballspielen vermisse, umso mehr freue ich mich schon auf den nächsten Spieltag. 

Donnerstag, 2. Februar 2012

Jetzt geht's langsam los


Die Arbeit
Am Montag hatte ich meinen ersten Arbeitstag bei Fe y Alegria. Dafür musste ich nach Managua fahren, was sich am Ende als problemlos ausstellte - ich bin halt schon ein Routinier! Das Treffen bei FyA war eine Reunion alle Mitglieder, deshalb war ich schon ein bisschen aufgeregt. Wie werde ich aufgenommen? Was für Leute werde ich treffen? Kann ich mich verständigen?

Meine Zweifel waren vergebens. Die Leute waren alle super nett und haben mich zum Teil überschwänglich empfangen. Andreas muss da ein paar Worte über mich gesagt haben, anders kann ich mir die „ach du bist der berühmte (el famoso) Ramin! Por fin lernen wir dich kennen!“ nicht erklären.

Ich hatte die grosse Ehre den Direktor von Fe y Alegria Nicaragua kennen lernen zu dürfen – Padre Fernando Cardenal. Obwohl ich schon vieles über ihn, seine Persönlichkeit und Aura gehört habe, war ich hin und weg. Ein fast 80 Jähriger Mann, der sein ganzes Leben dem Fortschritt in Nicaragua geopfert hat und noch so eine Kraft und gleichzeitig eine Herzlichkeit ausstrahlt, ist einfach nur zu bewundern. Ich freue mich jetzt schon, ihn näher kennen zu lernen.
Das Büro von Fe y Alegria


Nächste Woche geht’s jetzt endgültig los und ich werde jeden Tag eine andere Region und die entsprechenden Schulen besuchen. Das wird ganz schön stressig, aber ich freue mich, dass es jetzt endlich los geht.

Wohnen 
Die Einrichtung im Haus nimmt langsam Formen an und ich fühle mich schon richtig wohl hier. Doch an den Staub gewöhne ich mich nur ganz langsam. Bei dem Staub der sich hier in wenigen Stunden ohne Erbarmen über alles niederlegt, müsste man täglich 2-3 mal putzen (was die Nicaraguaner auch machen). Vernachlässigt man das Putzen mal für 2 Tage, sieh es aus wie wenn man in der Schweiz 3 Monate nicht geputzt hat. Deshalb werden wir auch eine Putzfrau beschäftigen, die mindestens einmal pro Woche eine Generalüberholung macht damit man einigermassen leben kann.

Erholung
Wenn man den ganzen Tag mit Armut und dem Elend konfrontiert wird, muss man sich ab und zu eine Auszeit gönnen, um dem Ganzen zu entfliehen. Ich habe das Glück zu den privilegierten Menschen in Nicaragua zu gehören, die das können. Deshalb versuche ich am Wochenende abzuschalten und mich von der Hitze und den Strapazen der Woche zu erholen. Das heisst ich gehe ins Schwimmbad oder an den Strand oder beides. Wenn ich das ganze dann noch mit einem guten Essen (meistens Ausländisch) abschliessen kann, sind meine Batterien endgültig wieder aufgeladen.  

Meine Wochenendeindrücke
Das Schwimmbad der Uni - eine willkommene Erfrischung

Mit Panaché am Strand

Abenddämmerung

Die Sonnenuntergänge sind Traumhaft