Samstag, 11. Februar 2012

Erste Arbeitswoche

Meine erste Woche stand unter dem Aspekt „Informationen sammeln und Kennenlernen“. Ich durfte Mario, den Koordinator von Fe y Alegría, auf seiner Tour (Auswertung der 4-jährigen Evaluation) begleiten. So stand jeden Tag eine andere Schule auf dem Programm, was natürlich auch mit längeren Reisen verbunden war.
Mario bei der Arbeit
1.Tag
Am Montag ging es nach Lechecuagos. Ein kleiner Ort oder eher Gegend, denn mehrere Häuser nebeneinander gibt es hier nicht. Das Zentrum besteht aus einer Kirche und dem Schulgelände, die Menschen leben alle von der Landwirtschaft und die Bauernhöfen liegen weit auseinander. 
Aussicht von der Schule in Lechecuagos

Der Sportplatz
Ich habe mich mit Mario am Ortsanfang verabredet. Ein guter Treffpunkt, wenn man weiss was damit gemeint ist... so stand ich völlig verloren irgendwo in der Pampa ohne Handynetz und wartete erst einmal eine halbe Stunde. Zum Glück war ich mit dem Auto unterwegs und so habe ich es mit einer Stunde Verspätung und nach mehrmaligem Nachfragen, doch noch zur Schule geschafft. Völlig gestresst und mit Gewissensbissen hetzte ich zum Schulzentrum um dann dort festzustellen, dass die Sitzung noch gar nicht angefangen hatte. Ich musste mich dann sogar noch eine halbe Stunde gedulden bevor es los ging – Nicatime!

Die Lehrer haben mich herzlich begrüsst und dann kam ich in den Genuss einer 4-stündigen nicaraguanischen Sitzung. Puuhh! 4 Stunden (mit einer 10 Minütigen Pause), bei 36°C Hitze in einem kleinen Raum, staubiger Luft, harten Holzstühlen, klingelnden Handys, hitzigen Diskussionen und alles auf Spanisch!! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie fertig ich danach war. Ich bewundere die Nicas für ihre Ausdauer!

Natürlich sind die Schwerpunkte einer Sitzung hier in Nicaragua anders als in der Schweiz. Wo bei uns Effizienz und Resultate im Vordergrund stehen, sind es hier der zwischenmenschliche Austausch, die christlichen Werte und die zu vermittelnden Normen. Und die Nicas reden gerne. Sie sind wahnsinnig gute Rhetoriker und benutzen wunderschöne Metaphern (die ich wahrscheinlich gar nicht alle verstanden habe), die aber leider auch zur Verdoppelung der Sitzungszeit beitragen.

Noch am selben Tag fuhren wir mit dem Bus (Chickenbus, wenn er voll ist fährt er los) nach Somotillo. Nach dem anstrengenden Morgen, folgte die strapaziöse Reise – Hitze, zusammengepfercht im Bus (für die Nicas mag das ja noch gehen aber wenn man fast doppelt so lange Beine hat...), nassgeschwitzt und die holprige Fahrt gaben mir den Rest. In Somotillo wollte ich nur noch schlafen und hatte auch auf diesem Bett (siehe Bild) keine Mühe damit.
Matratze 2cm - Lattenrost naja
2. Tag
Am zweiten Tag besuchten wir die Schule San Ignacio in Somotillo, die ich ja schon mit Andreas einmal besucht hatte. Die Sitzung verlief wieder ähnlich wie in Lechecuagos und am Nachmittag war ich froh, dass ich frei hatte. Wenn ich in Somotillo bin, dann kann ich hier in einem Haus übernachten, welches von einer Ordensschwester (Raquel) geführt wird. Es ist alles sehr einfach und rustikal, aber trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl.
Outdoorbad und WC in Somotillo - duschen unter dem
Sternenhimmel
Die Sitzung in Somotillo


3. Tag
Am dritten Tag ging es dann endlich nach Las Mariítas in die Schule IBRA. Ich hatte schon viel über die Schule gehört und war sehr gespannt. Um zur Schule zu gelangen muss man 2 Bäche und einen Fluss passieren und da kommt es zur Regenzeit schon mal vor, dass man weder rein noch raus kommt. Auf dem Weg sehen die Häuser gar nicht so ärmlich aus wie ich das erwartet hätte. Ich lies mir dann erklären, dass 1998 der Hurrican Mitch die Gegend hier 3 Wochen lang mit Regen zuschüttete und alles weggespült hat. Die Häuser sind das Produkt der Wiederaufbauhilfe.

Nach einer 40-minütigen Fahrt, die nur mit einem 4x4-Gefährt zu bewältigen ist, kamen wir dann im Schulzentrum an. Wenn Lechecuagos in der Pampa war, dann ist dass hier das Ende der Welt. Das Hauptfortbewegungsmittel ist das Pferd und praktisch jeder trägt eine Machete mit sich rum (was auch ein bisschen bedrohlich wirkt). Die Schule ist ein Internat mit Schwerpunkt in der Landwirtschaft. Aber auch hier sind die Menschen alle sehr freundlich und herzlich und ich habe mich richtig wohl gefühlt. Das Problem war leider nur, dass die Schule im Moment extreme organisatorische Probleme hat und die Sitzung eine Art Krisensitzung darstelle. Das heisst, die Sitzung dauerte von 08:30 – 17:30!! Irgendwann nach dem Mittag habe ich mich da ausgeklinkt und mit dem Fahrer im Auto ein Nickerchen gemacht.
Der "Pausenhof" in der IBRA und das "Siesta-Auto" im
Hintergrund

Man merkt, dass man auf einer Landwirtschafst-Schule ist

Das Klo

Die Bibliotheke

Die Haupt- und einzige Strasse in las Mariítas

Die Wasserquelle - der Brunnen war allerdings zu diesem
Zeitpunkt defekt und die Schule musste Wasser bei den
Nachbarn besorgen...

Der Dorfkiosk

Der Sportplatz der IBRA
Da auch noch Danéa, meine Chefin von Fe y Alegría, aus Managua angereist war um an der Sitzung teilzunehmen, liessen wir uns von Las Mariítas direkt nach León chauffieren. Zurück in León, kaufte ich mir als erstes einen grossen Hamburger! Nach 3 Tagen mit Reis und Bohne, Reis und Bohnen und nochmal Reis und Bohnen, brauchte ich mal wieder was Richtiges zwischen den Zähnen.

4. Tag
Am vierten Tag fuhren wir mit meinem Auto nach Chinandega (die viertgrösste Stadt) zur Primarschule Nazareth. Dies ist wirklich eine nette Schule mit sehr freundlichen Lehrern. Allerdings haben sie hier ein grosses Problem mit den Leistungen in der Mathematik, was sie zu einer Schwerpunktschule für mich macht. Die Sitzung war die angenehmste von allen, weil sie im klimatisierten PC-Raum stattfand.
Nationalsymbole in der Schule - alles ist immer mit viel
Farbe geschmückt
5. Tag
Am 5. Tag gings noch einmal nach Lechecuagos in die Primarschule Maria Eugenia. Dieses Mal habe ich alles auf anhieb gefunden. Die Mathematikresultate sind in dieser Schule hervorragend und demnach war auch die Stimmung gut und der Morgen ging schnell vorbei.

Ich freue mich jetzt auf die Unterrichtsbesuche und die bevorstehende Arbeit. Ich habe gesehen, mit welcher Leidenschaft und Einsatz die Lehrer der Schulen von Fe y Alegría arbeiten und immer die Verbesserung der Lebensqualität ihrer Schülerinnen und Schüler im Fokus haben. Gibt es einen besseren Grund?

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