Samstag, 25. Februar 2012

Zweiter Besuch im IBRA (Instituto Básico Rural Agropecuario)

Diese Woche besuchte ich zum zweiten Mal das Internat in las Mariítas. Wir erinnern uns an den beschwerlichen Weg, durch 3 Bäche und einen Fluss, den man zurücklegen muss um dahin zu kommen. Dieses Mal durfte ich sogar im Internat schlafen – ein Abenteuer.
Die Schule
Die Landschaft
Einziger Ort mit etwas Handyempfang
Am ersten Tag fand eine Konferenz zum Thema Identität und Spiritualität statt. Fe y Alegria (FyA) führt diesen Tag in jeder Schule durch. Es ist wichtig, dass sich die Lehrer mit FyA identifizieren können und wissen woher die Organisation kommt, damit sie sich für die Prinzipien und Werte von FyA auch einsetzen.
Die Lehrer schauen sehen sich einen Film über die
Geschichte von FyA an
Da ich dieses Mal auch über Nacht blieb, hatte ich am Abend genügend Zeit mich ein bisschen mit den Kindern des Internats zu beschäftigen. Für 9 Kinder ist die Heimreise zu weit und zu beschwerlich, weshalb sie unter der Woche in der Schule bleiben. Für die Kinder gibt es in der Freizeit nicht viel zu tun, weshalb man praktisch alle und noch ein paar aus dem Dorf, auf dem Sportplatz antrifft. So habe ich mich zu ihnen gesellt und ehe ich mich versah spielte ich beim Fussball mit. Bei gut 35°C und in Alltagskleidung gaben die Mädchen und Knaben alles und trotzdem stand die Fairness immer im Vordergrund.

Da ich nicht damit gerechnet hatte hier Sport zu treiben, schwitze ich meine einzige Jeans voll, welche ich noch den ganzen nächsten Tag tragen musste. Doch es hat sich gelohnt. Ich konnte mich durch den Sport den Kindern annähern und bald haben sie ihren Respekt abgelegt, was dazu führte, dass ich auch ein paar Gespräche führen konnte.   

Matheaufgaben
Am Abend müssen die Schüler noch ihre Hausaufgaben erledigen und da lernte ich Cristina (11) kennen, die grübelnd mit ihren Matheaufgaben beschäftigt war. Sie musste eine Tabelle erstellen in der sie die Körpergrössen ihrer Familie festhalten sollte (Statistik). Sie hatte die Aufgabe und ein Beispiel dazu schön säuberlich in ihr Heft abgeschrieben. Doch sie hatte keine Ahnung, was sie mit den Zahlen im Beispiel und auch mit der Aufgabe anfangen sollte. Durch spezifisches Fragen näherten wir uns gemeinsam der Aufgabe an und am Ende wusste sie wie man eine Tabelle erstellt und wie man sie liest. Auf die Frage hin für was das denn jetzt gut sei, meinte sie ich müsse den Lehrer fragen J. Ich fragte sie auch noch wozu und warum sie das ganze mache. Ihre Antwort – weil es der Lehrer will. Cristina hatte, obwohl sie jetzt wusste wie man eine Tabelle erstellt, keine Vorstellung davon wozu das ganze gut sei. Die SchülerInnen haben hier nie gelernt zu hinterfragen oder zu analysieren.

Da Cristina während des Lernens die ganze Zeit Musik hörte, sprach ich sie darauf an und sofort war sie hellwach und zeigte mir voller Stolz ihre Handymusik. Sie wirkte wie ausgewechselt und voller Enthusiasmus. Da fragte ich sie was denn ihre Mitschüler so für Musik hörten und sie meinte das sei ganz unterschiedlich. Ich meinte es interessiere mich sehr was die anderen hören und schicke sie los mal herum zu fragen, wer denn welchen Musikstil höre. Ich sagte ihr sie solle sich Notizen machen, damit sie es mir später zeigen kann.

Voller Begeisterung zog sie los und kam ein paar Minuten später mit ihren Notizen (und drei weiteren Mädchen) zurück. Nun forderte ich sie auf, ihre Notizen auch in einer Tabelle darzustellen. Und siehe da, sie hatte keine Probleme das ganze umzusetzen. Ich Fragte sie dann ob sie sich vorstellen könne warum ich lieber eine Tabelle wollte als ihre Notizen und sie antwortete mir:“Claro, asi se ve mejor“, „klar, so sieht man es besser“. Lektion gelernt.

Die Nacht
In den vergangenen Wochen konnte ich bereits die Erfahrung machen wie es ist, seine Geschäfte auf einem Plumsklo zu machen oder sich ohne fliessend Wasser zu duschen. Dass man dabei Gesellschaft von dem einen oder anderen Ungeziefer hat, daran habe ich mich auch schon gewöhnt. Auch in einem Bett zu schlafen, das steinhart und 50cm zu kurz ist, stellt eigentlich kein Problem dar. Aber wenn es um dich herum nur kriecht und fleucht, es die ganze Nacht um deine Ohren herum surrt und brummt und man das Gefühl hat, dass keine der Körperöffnung vor einer Invasion von Insekten sicher ist, dann wird es schwierig. Ich habe also praktisch kein Auge zu getan und freute mich unendlich als es um 05:30 endlich hell wurde und ich aufstehen konnte.

Erster Unterrichtsbesuch
Nach dem Frühstück (Reis und Bohnen), durfte ich mich vor der gesamten Schule vorstellen und zuerst die nicaraguanische Nationalhymne und dann noch die Hymne von Fe y Alegría mitsingen.
Die Schülerinnen und Schüler sammeln sich auf dem
Pausenhof
Danach konnte ich zum ersten Mal in eine Mathestunde sitzen. Dabei traf ich auch wieder auf Cristina, die voller Stolz dem Lehrer ihre Hausaufgaben zeigte. Rider, so heisst der Lehrer, nimmt schon seit einiger Zeit an Weiterbildungen von Fe y Alegria teil und das merkte man auch. Mal abgesehen davon dass die Kinder zwei Stunden ohne Pause bei 31°C in ihren Bänken feststecken, war die Stunde wirklich interessant und aufschlussreich. Aber natürlich liegt noch viel Arbeit vor uns.
Cristina in der Mathestunde der 7. Klasse - 3. von rechts
Die Jungs der 10. Klasse 
Die Mädchen der 10. Klasse 
Der Mathelehrer - Rider

Highlight der Woche: FC Basel - Bayern München  1:0
Unglaublich aber war, der FCBasel schlägt den FC Bayern München im Champions League 1/8-Final mit 1:0. Und noch unglaublicher –ich konnte es in León live mitverfolgen. Nicht am Radio oder im Internet, nein, am TV! Da habe ich kurzerhand den TV vor die Hängematte gestellt und so mit dem FCB mitgefiebert. Dank Internet konnte ich gleichzeitig auch noch mit meinen Freunden kommunizieren! Wundervoll! Ich freue mich jetzt schon auf das Rückspiel!!
Vor dem Match - im FCB-Fieber
Nur im Stadion ist es besser




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