Samstag, 28. Januar 2012

Gesucht und gefunden - mein neues Zuhause


In León eine Wohnung zu finden ist unmöglich, denn es gibt praktisch nur Häuser. Und ein Haus zu finden ist auch nicht gerade einfach. Es gibt hier keine Inserate, kein immoscout24.ch oder dergleichen. Die Häuser sind entweder mit "se alquila" angeschrieben oder gehen unter der Hand weg. Also machte ich mich auf den Weg und klapperte 4 Stunden lang (bei 35°C) die Stadt ab um nach "se alquila"-Schildern Ausschau zu halten. Was ich da alles zu sehen bekam ist eine Geschichte für sich. Gewisse Räumlichkeiten gehen in der Schweiz noch knapp als Ruine durch und wenn ihr euch für Schimmel interessiert, kann ich euch mit ein paar Dutzend Arten bekannt machen.

Ich habe die Hoffnung bereits fast aufgegeben, als ich noch einmal an einer Türe klopfte. Die Frau dort meinte, dass sie kein Haus zu vermieten hätte, aber viele gute Beziehungen und mir evt. eines vermitteln könnte. Etwas skeptisch habe ich ihr meine Nummer gegeben und in den nächsten Tagen auf ihren Anruf gewartet. Drei Tage später klingelte es und die Frau meinte, sie könne mir am nächsten Tag 3 Objekte zeigen.

Doris (auch eine Kooperantin von INTERTEAM) war so nett mir am nächsten Tag beizustehen und was wir zu sehen bekamen hat uns durchaus gefallen. Das dritte und letzte Haus war wirklich ein Traum, nur leider etwas zu gross (3 Schlafzimmer) und auch über meinem Budget. Doch es liess mir keine Ruhe - ich habe mich in das Haus verliebt.

Beim anschliessenden Bier mit Doris, konnte ich nicht aufhören von dem Haus zu schwärmen, so dass wir auf die Idee kamen, dass ich doch in dem Haus eine WG gründen könnte. Nur wie finden man einen geeigneten Mitbewohner? Um dieser Frage auf die Spur zu kommen, rief Doris kurz entschlossen Filippo an (ein italienischer Kooperant mit guten Beziehungen), um ihn um Rat zu fragen. Und ob Zufall oder Schicksal - er wusste von einer Deutschen (Jana), die auch eine Bleibe suchte. Also rief ich bei Jana an und verabredete mich mit ihr für den nächsten Tag, für eine erneute Hausbesichtigung. Das Haus hatte auf Jana den gleichen Effekt wie auf mich und so ging alles ganz schnell. Zwei Stunden später, war der Vertrag unterschrieben und wir hatten ein neues Zuhause - woohoo!

Ein paar Bilder
vom Hauseingangzur Garage

von der Garage aus in Richtung Haus
vor dem Auto wäre dann das Wohnzimmer - Fernsehen
neben dem Auto....

Der Blick in den Innenhof - mehr Pflanzen kommen noch
Und noch von der anderen Seite (aus der Küche) -
die 3 Zimmer befinden sich alle an dem langen Gang.
Die Küche - noch ohne Esstisch
Die Waschküche hinter der Küche
Mein Zimmer noch etwas kahl...
und von der anderen Seite - dekoriert wird erst...
Das Haus wirkt auf den Fotos noch schöner als in Echt, so sieht man die kleinen Makel und das ganze Ungeziefer nicht. Aber an die Ameisen, Kakerlaken und Skorpione habe ich mich schon gewöhnt.

Diese Woche war ganz schön stressig, den ein Haus einzurichten bei 35°C ist ziemlich anstrengen. Und viele Möbel muss ich mir jetzt noch zusammensuchen, dass heisst rumfragen, Secondhandläden abklappern und Preise vergleichen.

Die Adressen werden hier nicht mit Strassennamen angegeben, sondern mit Richtungsangaben. Dazu gibt es verschiedene Referenzpunkte von wo aus dann die Blocks (cuadras) in der entsprechenden Richtung (norte, oeste, este, sur) abgezählt werden. Da aber die Post sowieso nicht ankommt, braucht man dafür gar keine Adresse. Man lässt sich die Post entweder auf die Poststelle schicken und holt sie dann ab oder kennt ein bekanntes Geschäft, da kommt sie meisten auch an.

Wenn ihr mir also etwas schicken wollt, dann nehmt die Adresse der Spanisch Schule:

Ramin Moshfegh
León Spanisch School
Parque de la Merced, 1 y 1/2 cuadra al oeste
Casa de Cultura Antenor Sabdino Hernández
León
Nicaragua

Den Besitzer kenne ich unterdessen gut und er wird sich dann mit mir in Verbindung setzen. Aber gebt mir bitte auch Bescheid, damit ich ab und zu nachfragen kann.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Abschied - und dann fuhr ich diese Strasse lang...

Heute habe ich mich auf den Weg nach Managua gemacht um die Oetlikers an den Flughafen zu begleiten und Adieu zu sagen. Es war ein trauriger Abschied, denn die ersten neuen Freunde die ich hier gefunden habe, musste ich auch schon wieder ziehen lassen. Aber ich bin froh, dass ich sie kennen lernen durfte und dankbar, dass sie mir den Einstieg hier so leicht gemacht haben. Alles Gute Fabienne, Aendu, Joel und Aline!!

Bevor ich mich mit (meinem) Auto dann auf die Rückfahrt nach León aufmachte, bin ich noch bei Noetzlis vorbei gefahren. Dort durften Oetlikers ihre mir vermachten Möbel unterstellen und so lernte ich noch ein weiteres nettes Schweizer Pärchen kennen.
Zur Erinnerung - das Auto
Auf dem Rückweg, mit voll beladenem Karren, habe ich mich verfahren. Die erste Fahrt im neuen Auto und schon das erste mal verloren. Ich war also irgendwo in Managua und hatte keine Ahnung wo. Ich fuhr also einfach mal in Richtung Norden (so gut sind meine Pfadfinderkenntnisse) bis ich ein Schild mit der Aufschrift León entdeckte. War ich erleichtert. So fuhr ich mir nichts dir nichts den Schildern nach und wurde prompt von der Polizei angehalten. Nach einem netten Pläuschchen, sie wollten wissen wo ich denn her komme und wo ich hin will, liessen sie mich gewähren. Frohen Mutes nahm ich die knapp einstündige Fahrt auf mich.

Denkste. Leider gibt es zwei Strassen die von Managua nach León führen. Eine Alte und eine Neue. Drei mal dürft ihr raten auf welcher ich mich befand... Wie Xavier Naidoo so schön singt: und dann fuhr ich diese Strasse lang...
über 40 Minuten lang im Schritttempo...
und hier ein Stück in gutem Zustand
Kein anderes Auto weit und breit. Ab und zu eine Kuh die auf der Strasse steht. Ein Traktor der mit entgegen kommt. 2 Stunden später traf ich dann müde, aber um ein Abenteuer reicher in León ein. Was für ein Tag.

Freitag, 20. Januar 2012

Impressionen

Das Grab des Berühmten Dichters Rubén Darío
in der Kathedrale.

Blick aus der Kathedrale.

Die Hauptstrasse von León wird gerade für ein
Fest vorbereitet. Hier findet fast jeden Monat
ein anderes Fest statt, zudem feiert die Uni
200-jähriges Jubiläum.

Die Kuppeln der Kathedrale.

Blick über die Dächer Leóns.
Im Hintergrund sieht man die Vulkankette.

Barcelona oder Madrid?


Die Nationalsportarten Nicaraguas sind Baseball, Football und Basketball. So steht es auf jeden Fall in den Reiseführern und auf den ersten Blick bestätigt sich dies. Es gibt in jeder grösseren Stadt ein Baseballstadion und auch viel Fanartikel von den einzelnen Teams zu kaufen. Als erstes Sportereignis habe ich einem Spiel der Managua Boer beigewohnt und viele Nicaraguaner waren im Stadion und haben ihre Mannschaft lautstark mit Rhythmischen Trommeln angefeuert. Auch wenn man den Fernseher einschaltet, läuft auf mehreren Kanälen Baseball der nicaraguanischen Liga oder es werden Basketball- oder Footballspiele aus den amerikanischen Profiligen übertragen.

Doch wenn man genauer hinschaut, dann beschäftigt die Nicaraguaner eine andere Sportart noch viel mehr - Fussball. Auch hier, wie eigentlich fast überall auf der Welt, wird von den Kindern und Jugendlichen in der Freizeit nur Fussball gespielt. Dazu brauchen sie meist nicht viel, einen einigermassen ebenen Platz, einen Ball und zwei improvisierte Tore. 

Und die wichtigste Frage die man im Zusammenhang mit Fussball gestellt bekommt ist:“¿Barca o Madrid?“ Ja, es existieren hier nur Trikots vom Messi und Ronaldo. Und man muss sich entscheiden. Ein „ist mir egal“ wird nicht akzeptiert. FC Barcelona oder Real Madrid? Wie weit diese Liebe für die zwei Clubs geht, durfte ich am Mittwoch miterleben, als im spanischen Cup, Coppa del Rey, der Classico anstand. Das Spiel der Spiele – Barca gegen Madrid. Die Strassen Leóns waren wie leergefegt und vor den Bars mit einem TV standen die Menschen Schlange. Ich hatte das Glück das Spiel in einer Bar mitverfolgen zu können. Die Stimmung war unbeschreiblich, wie in einem Clublokal in Spanien und dies am anderen Ende der Welt. Es ist unglaublich mit welcher Leidenschaft, die Leute hier ihren Club unterstützen. Und wie schnell man mit ihnen ins Gespräch kommt, wen man sich auch als Fussballfan outet. Und zu meiner Überraschung kennt man den FC Basel hier auch. FC Basilea? Ah ja, die haben Manchester rausgeschmissen...

Samstag, 14. Januar 2012

León - mein neues Zuhause

Nun bin ich also hier, in der Stadt, in der ich die nächsten 3 Jahre leben werde. Mein erster Eindruck ist äusserst positiv. Nach Managua kommt mir León wie eine andere Welt vor und ich fühle mich hier wirklich wohl. Das Stadtzentrum kann man ohne weiteres zu Fuss ablaufen und der Kolonialstil der Häuser ist bezaubernd. Ich fühle mich eigentlich jederzeit sicher und kann mich hier auch mal nach Sonnenuntergang noch in den Strassen bewegen. Bilder des Zentrums folgen noch.
León ist nicht so klein wie es hier aussieht, all das was
hier grün ist, gehört zur Stadt dazu
Catedral - Basilica de la Asunción im Zentrum von León
Parque Central - der Zentralpark
Etwas ausserhalb Leóns - brennende Zuckerrohrfelder
dahinter - der aktive Vulkan San Christobal


Ich muss mich allerdings noch an die Hitze gewöhnen, denn zur Zeit bin ich eigentlich den ganzen Tag bei 32°C am schwitzen. Und dies obwohl es noch nicht die heisseste Jahreszeit ist. So richtig heiss wird es im März/April, wenn kein Lüftchen mehr weht und die Luft nur noch steht. Dann wird es mich wahrscheinlich öfter ans Meer ziehen, wo man sich im Pazifik abkühlen kann.

Mein Hausstrand - 15 Minuten von León
Surfschule - wird sicher noch getestet

Daran könnte ich mich gewöhnen
Aus dem Alltag
Will man sich in Nicaragua mit dem Auto fortbewegen, ist die Funktionstüchtigkeit eines bestimmten Tools ganz entscheidend. Hat das Auto kein Licht - kein Problem. Keine Blinklichter - kein Problem. Die Türen schliessen nicht - kein Problem. Keine Bremsen, schlechte Reifen, Blechschäden - alles kein Problem. Alles lässt sich kompensieren durch eine funktionstüchtige Hupe! Die Nicas Hupen um abzubiegen, um zu überholen, um sich zu grüssen, wenn sie sich nerven oder einfach wenn ihnen gerade danach ist. In zwei Wochen habe ich dann auch mein eigenes Gefährt und hoffe, dass ich mir den Verkehr zurecht hupen kann.
Mein Auto - Dank Oetlikers in tadellosem Zustand
und natürlich mit funktionierender Hupe
Eindrücklich ist auch wie sich die Einheimischen hier auf 2 Rädern von A nach B bewegen. Auf dem Fahrrad meist zu zweit oder zu dritt und auf dem Motorrad haben bis zu 5 Personen platz. Ohne Bedenken klemmen die Mütter dabei ihre Kleinkinder zwischen sich und den Fahrer und das ganze natürlich ohne Helm. Leider ist es mir bisher nicht gelungen ein Foto davon zu schiessen.

Die Weissen heissen hier Gringos oder Cheles. Wobei mit den Gringos die Nordamerikaner gemeint sind und die restlichen Weisshäuter sind die Cheles. Wenn man hier als mit ¡hola chele! angesprochen wird, muss man sich angesprochen fühlen. Sonst begrüsst man sich hier meistens mit einem einfachen ¡buenas! und lässt dabei das días, tardes oder noches einfach weg, was den Sprachgebrauch erheblich erleichtert. Ich habe nämlich immer noch nicht ganz begriffen, wann welches zum Einsatz kommt....

Um Geld zu wechseln habe ich hier zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe auf die Bank und stehe eine Stunde in der Schlange oder ich gehe zu einem der Geldwechsler in der Strasse. Die Bank hat den Vorteil, dass sie sicher ist und man nicht hereingelegt werden kann, die Händler auf der Strasse bergen immer ein gewisses Risiko. Hat man aber das Glück und kennt jemanden, der jemanden kennt, dem man vertrauen kann, dann ist dies ohne Probleme möglich. Und da ich hier durch meine Gastfamilie gute Kontakte habe, kann ich mir das Anstehen in der Bank ersparen.

Für 2.- zum Coiffeur, 0.50.- für einen Kaffee, für 0.20.- Bus fahren, 3.- für ein Mittagessen, für 3.- ins Kino - hätte ich meinen Schweizer Lohn, ich könnte Leben wie ein König. Also solltet ihr vorhaben mich zu besuchen, teuer wird es nicht...

Spanisch Kurs
Zur Zeit besuche ich noch einen Spanisch Kurs und habe da eine Privatlehrerin, was sehr praktisch ist. Wir machen nicht nur Grammatik und Konversation, sonder auch viel Kultur. Dabei zeigt mir Sandra, so heisst die Lehrerin, die Stadt und ihre Gepflogenheiten und gibt mit Tips und Tricks für das alltägliche Leben. Dies erleichtert meine Integration hier erheblich.



Freitag, 6. Januar 2012

Somotillo - oder viel Herzlichkeit im Nirgendwo

Gut 4 Stunden Busfahrt von Managua entfernt, nahe der Grenze zu Honduras, befindet sich das Städtchen Somotillo. Wir befinden uns hier irgendwo im Nirgendwo, in der heissesten Gegend Nicaraguas. Fliessend Wasser gibt es nur früh Morgens, die Karren werden von Ochsen gezogen und das Hauptfortbewegungsmittel ist ein Dreirad. Die Wärme in dieser Gegend macht sich allerdings nicht nur am Thermometer bemerkbar sondern auch durch die Menschen. Es ist unglaublich wie freundlich und herzlich die Leute sind. Allein deswegen lohnt sich ein Besuch hier.
Die Hauptstrasse von Somotillo
Somotillo Downtown mit Dreirad
Kirche von Somotillo

Andreas hat mich hierhin entführt, weil die Schule "San Ignacio" zu Fé y Alegría gehört und einen Schwerpunkt in meiner Arbeit bilden wird. Die Schule steht zur Zeit leer, da die Schulferien noch bis zum 13. Februar andauern und trotzdem war es eindrücklich die Räumlichkeiten zu sehen und den Erzählungen von Andreas zu lauschen. Ich kann mir im Moment die Arbeit hier bei 39° so gar nicht vorstellen und bin gespannt wie ich damit umgehen werde.
Nicht alle Strassen sind gepflastert - der Weg zur Schule

Die Schule San Ignacio

Ein Klassenzimmer - von vorn...

... und von hinten

Die Aula

Der Sportplatz
Der Besuch in Somotillo hatte einerseits den Zweck mir die Gegend und die Schule zu zeigen und andererseits wollte Andreas sich von den Lehrern verabschieden und mich vorstellen. Es war schön und ermutigend zu sehen, wie schwer es Andreas fiel sich von Somotillo und den Lehrern zu trennen. Auch ich wurde herzlich begrüsst und ein Satz eines Lehrers hat mich ganz tief berührt, frei übersetzt: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, nicht nur als Arbeitskollege sondern auch als Freund und du bist jeder Zeit bei mir zu Hause willkommen." Und hier ist es nicht nur als dahingesagte Floskel zu verstehen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf hier mit diesen Menschen gemeinsam zu arbeiten und die Hitze werde ich auch irgendwie überleben.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Ferien

Seit einer Woche bin ich in Nicaragua und geniess die Zeit, die mir als Tourist zur Verfügung steht. Ich habe zwar schon ein zwei organisatorische Dinge erledigen müssen und lese fleissig die Unterlagen welche Andreas mir übergeben hat, bin aber noch meilenweit vom Arbeiten entfernt. Ich durfte dagegen mit Oetlikers schon einige schöne Ecken rund um Managua entdecken, die ich hier nicht vorenthalten möchte:


Vor der Sandinostatue auf dem Loma de Tiscapa, Managua.
Im Restaurant mit Sicht auf die Laguna de Masaya.
Vor der Laguna de Masaya.
Auf dem Badesteg beim Hotel/Restaurant la Abuela an der Laguna de Apoyo, wo man auch baden kann.
Laguna de Apoyo mit dem Vulkan Mombacho im Hintergrund.
Baseballspiel im Estadio Nacional Dennis Martínez, es spielen die Chinandega Tigers gegen die Managua Boer.
Die nächsten Tage werde ich mit Andreas noch eine Vorstellungstour unternehmen, wo er mich einzelnen Personen und Lehrern vorstellen wird. Danach werde ich dann wieder meine Koffer packen müssen und nach Léon umsiedeln, wo vier Wochen Sprachschule auf mich warten. 

Es ist wirklich schade, dass ich die Oetlikers schon wieder verlassen muss. Ich habe die Familie bereits ins Herz geschlossen und mich bei ihnen sehr wohl gefühlt. Es hat mir sehr geholfen jemanden zu haben, der sich in den ersten Tag um mich kümmert und mir die wichtigsten Dinge zeigen kann. Ich habe sehr viel profitiert und bin ihnen dafür sehr dankbar!

Sonntag, 1. Januar 2012

New year - New life

                   Die Skyline von Managua - seit dem Erdbeben 1972 gibt es keine hohen Häuser mehr.


Nach einer emotionalen Abschiedstour habe ich am 28. Dezember 2011 das Flugzeug in Richtung Managua, Nicaragua bestiegen. Mit viel Vorfreude, Hoffnungen, Zweifel und Ängsten im Rucksack habe ich die gut 30-stündige Reise hinter mich gebracht und wurde am Flughafen von Managua durch die Familie Oetliker herzlich empfangen. Die Oetlikers sind meine Vorgänger. Ich übernehme den Job von Andreas, der mit seiner Frau Fabienne und seinen zwei Kindern Joel (7) und Aline (5) auch einen 3-jährigen Einsatz für Interteam geleistet hat.

Nach 4 Tagen im Land ist die Tatsache, dass ich hier 3 Jahre lang leben und arbeiten werde immer noch surreal. Es kommt mir eher so vor, wie wenn ich in den Ferien weile. Das Klima, die Landschaft und die Festtagsstimmung leisten dazu ihren Beitrag.

Meine Eindrücke sind gemischt. Einerseits ist die Schönheit dieses Landes einfach nur überwältigend. Die Vulkane und Seen, das Grün, die Palmen und die Bananenbäume geben dem Bild eine gewisse Magie. Zudem ist die Freundlichkeit der Menschen hier immer spürbar. Man wird gegrüsst und man wünscht sich ein schönes neues Jahr auch wenn man sich nicht kennt.
Andererseits ist die Armut allgegenwärtig. An jeder Kreuzung oder Ampel wird man mit bettelnden Kindern konfrontiert und es ist schwierig dies nicht zu nah an sich ran zu lassen. Zudem hört man immer wieder von Überfällen oder Diebstählen die einem ein mulmiges Gefühl geben.

Da ich erst seit 4 Tagen im Land bin, sind meine Eindrücke noch recht oberflächlich und ich brauche auch noch etwas Zeit um alles zu verarbeiten. Auch mein Spanisch ist noch nicht ganz alltagstauglich; es ist nicht immer ganz einfach den nicaraguanischen Dialekt zu verstehen.

Sylvester habe ich mit der Familie Oetliker bei meiner zukünftigen Chefin Danéa und ihrer Familie verbracht. Ich habe sie als sehr herzlich und sympathisch empfunden und freue mich schon auf die Zusammenarbeit. Um Mitternacht lassen die Nicaraguaner so viel Feuerwerk und Böller ab, dass man sich für eine Stunden kaum unterhalten kann.

Dieser Jahreswechsel war ein ganz spezieller für mich. Deshalb auch der Titel new year - new life. Es ist wirklich wie der Beginn eines neuen Lebens und ich lasse mein Altes nicht nur geografisch zurück. Ich starte praktisch bei Null hier. Ich muss mir mein Umfeld neu schaffen und auch mich selber neu (er)finden. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich diese Aufgaben meistern werde und das Jahr 2012 mein Leben positiv prägen wird. HAPPY NEW YEAR!